Diana Sandmann, in München geboren, beschäftigte sich bereits seit ihrer Jugend intensiv mit der Malerei, entschied sich aber zunächst für Sportfotografie. Die Arbeit mit der Kamera hielt sie jedoch nicht davon ab, ihr malerisches Talent an privaten Akademien in England und vor allem New York, wo sie mehrere Jahre verbrachte, ausbilden zu lassen. Gerade die abstrakt-expressiv ausgerichtete New Yorker Schule, zu deren Mitgliedern Künstler wie Willem de Kooning gehörten, beeindruckte Diana Sandmann und prägte nachhaltig ihre malerische Sichtweise. Nach Deutschland zurückgekehrt, nahm die Malerei immer mehr Raum ein und die Fotografie, die die Welt sieht aber nicht erkennt, verlor zunehmend an Bedeutung. Heute ist die auf Ausdruck ausgerichtete Malerei der Mittelpunkt Diana Sandmanns Arbeit.

 

Diana Sandmann bevorzugt den narrative-expressiven Stil. Sie greift jedoch, je nach Thema auf die Malweise zurück, mit der sie den Inhalt und deren Aussage am stärksten vermitteln kann. So finden wir beispielsweise Werke, in denen die Farbe über der Form steht. Weich und genießerisch ineinander gewobenes Rot und Violett, transparentes Grün und leuchtendes Gelb suggerieren in so manchem Bildwerk das endlos flimmernde Licht eines heißen Tages. Demgegenüber stehen Arbeiten, in denen das Motiv in dicken, kraftvoll-expressiven Pinselstrichen auf die Leinwand übersetzt wird.

Im Gegensatz zu den meisten Künstlern, die industriell gefertigte Acrylfarbe verwenden, mischt Diana Sandmann ihre Farben ausschließlich selbst. Bevorzugt arbeitet sie dabei mit der traditionellen Ei-Öl-Temperatechnik, die sie insbesondere wegen der Farbintensität und Individualität schätzt. Jedes Farbpigment – von Blau zu Gelb, von Rot zu Grün – entwickelt während des Mischens und später beim Auftragen auf die Leinwand eine für sich eigene Qualität: mal opak-deckend, mal transparent
Genau diese Vielschichtigkeit ist es, die Diana Sandmann fasziniert.

Als Inspirationsquelle dienen ihr die eigene Fantasie und die Wirklichkeit. Letztere findet ihren bildnerischen Niederschlag zum Beispiel im Titelwerk „Blaumann ist rot“. Hier wird ein satt-roter Arbeitskittel – einer Pop-Art-Ikone gleich - auf rosa Hintergrund monumental ins Bild gesetzt.  Daneben finden wir Diana Sandmanns gemalte Collagen, für die „Fische Tage“ repräsentativ ist: Einer weiblichen Büste werden symbolträchtige Objekte wie eine Leiter, ein Fischglas und ein Stuhl beigestellt. Der Arbeitsweise der Surrealisten verwandt, wird die Bildkonstruktion rein intuitiv entwickelt. Man mag hier an Max Ernst denken, der den Vergleich anbrachte: „Bevor er ins Wasser steigt, weiß der Taucher nicht, was er zurückbringt.“

So frei, wie sie sich in ihrer Motivwahl von A nach B bewegt, so wandert Diana Sandmann mit auffallend souveräner Leichtigkeit zwischen den Stilen. Erscheinen uns in einigen Bildern die Gegenstände – Akt oder Viadukt – konkret, lassen in anderen Arbeiten breite Pinselbahnen und Farbspuren eine abstrakte Welt entstehen, in der die Malerei selbst zum Inhalt der Bilder wird. Der Einfluss des Abstrakten Expressionismus wird an dieser Stelle deutlich. Dennoch verlässt Diana Sandmann in ihren augenscheinlich abstrakten Werken die Wirklichkeit niemals ganz. Der Bildinhalt, in Farbe aufgelöst, kann ansatzweise noch erahnt werden. Ihre Malerei soll dem Beschauer einerseits Gelegenheit zu kontemplativen Momenten bieten, gleichzeitig  auch Freiräume für eigene Gedankenspiele freisetzen.
 
Aus diesem Grund wählt Diana Sandmann auch Bildtitel, die oftmals nicht sofort mit den Darstellungen in Einklang gebracht werden können. Dieses Wechselspiel zwischen Titel und Bild erzeugt einen Spannungsgehalt, der den Arbeiten ein hohes Maß Assoziationsmöglichkeiten gibt. Der Betrachter soll regelrecht herausgefordert werden, eigene Gedankenspiele freizusetzen und individuelle Sichtweisen zuzulassen.

Die Künstlerin zeigt uns Arbeiten, in deren Bildern expressive Farbgestaltung und ein dynamisch-malerischer Duktus mit meditativen Elementen verbunden werden. Es ist über die Gedankenkunst hinaus eine satte, die Sinne befriedigende Malerei.

Autorin:
Marion von Schabrowski, Kunsthistorikerin